Epilog
Inzwischen sind wir wieder zurück in der Heimat, haben den obligatorischen Coronatest mit negativem Ergebnis abgeschlossen und bereiten uns wieder auf den üblichen Arbeitsalltag vor, auch wenn uns dies schwerfällt.
Zeit ein Fazit zu den vergangenen drei Wochen zu ziehen.
Die Schweden
Ein fröhliches Völkchen, immer freundlich zu uns und ab Temperaturen über 0 Grad tragen sie kurze Hosen und T-Shirts. Jo!
Tanken
Wer in Schweden tankt, sollte wissen, dass dies mittlerweile ausschließlich über Kreditkarte an den Zapfsäulen funktioniert. Dazu führt man die Kreditkarte ein, gibt den PIN an und dann werden erstmal ca. 150 Euro auf dem Kreditkartenkonto reserviert. Ein paar Tage später wird dann die tatsächlich vertankte Summe abgebucht. Ziemlich ärgerlich, wenn man ein Alaafinchen nur mit 5,5 Litern Benzin befüllt.
Stechmücken
Die nervigsten Einwohner Schwedens. Befriedigend aber der Moment, als der Alaaf nach der obligatorischen Wagenwäsche in der Porzer LKW-Waschanlage nach unserem Tripp um ca. anderthalb Pfund Arthropoden erleichtert war, die sich an allen exponierten Stellen angesammelt hatten. Wir reden uns ein, dass wir damit 12.472 Stechmücken terminiert haben!
Englische Sprache
Es war wirklich verblüffend. Wir Deutsche stammeln uns ja manchmal ein paar englische Sätze zurecht, aber es war in Schweden möglich, mit fast jedem Einwohner fließend auf englisch zu kommunizieren (außer natürlich mit den Stechmücken). Bewundernswert!
Corona-Regeln
Schweden wird ja vielfach für seinen laxen Umgang mit der Pandemie kritisiert. Aber trotz der höheren Infektionszahlen funktionieren Abstandsregeln ohne ausgesprochene Verbote besser als in Deutschland. Wo hier nur die Androhung einer Kontrolle durch Ordnungshüter helfen, reicht in Schweden schon ein Appell an den Verstand. Das hat uns sehr gut gefallen!
Alkohol
Getränke mit einem nennenswerten Alkoholanteil gibt’s nur in staatlichen Läden, den sogenannten Systembolagets. Lästig? Nicht im Geringsten. Die Läden sind super sortiert. Gut, der Wein ist ungefähr doppelt so teuer wie in Deutschland und ein Bier im Restaurant kostet gerne auch mal 7 Euro, aber man fährt ja auch nicht nach Schweden um sich zu betrinken. Und immer darauf achten: Die Flaschen werden aufs Band an der Kasse gestellt, nicht gelegt! Wem 3,5 % Alkohol im Bier genügen, der wird auch im normalen Supermarkt glücklich.
Rentierfleisch
Wir hatten seit Beginn der Reise darauf spekuliert, in Lappland ein saftiges Rentiersteak genießen zu dürfen. Leider fanden wir im gesamten Norden kein einziges Stück Rentierfleisch bis auf eine Rentiersalami, die die Kleinigkeit von 30 Euro (300 Kronen) für 200 Gramm kosten sollte. Bei den Preisen gönnt man den putzigen Tieren ihr Leben und verzichtet auch gerne auf den Genuss. Wobei die Salami, die wir in Stora Sjöfallet zum Probieren vorgesetzt bekommen hatten schon lecker war!
Mitternachtssonne
Beeindruckend, wenn die Sonne niemals untergeht. Wir gewöhnten uns allerdings recht schnell daran, dass es mitten in der Nacht im Norden maximal etwas dämmerte. Da man nachts aber gerne auch mal ein paar Stunden schläft waren wir glücklich, dass unser Alaaf über ein gutes Verdunklungssystem verfügt.
Freitag, 3. Juli 2020
Der nächste Tag war schon wesentlich freundlicher und wir nutzten die Gelegenheit, die sehenswerten Örtchen Hamburgsund und Fjällbacka mit unserem Alaafinchen zu erkunden. Beide Orte haben ihren eigenen Charme mit ihren kleinen, verschlafenen Häfen, die hauptsächlich von Freizeitskippern angelaufen werden. Heimelige Holzhäuser säumen die Küste und wir verspürten Lust, hier noch ein paar Tage zu verbleiben.

Das Wetter am Folgetag war schon etwas durchwachsener, als wir nachmittags in Malmö ankamen. Unser Campingplatz war direkt an der Öresundbrücke gelegen und rief uns in Erinnerung, dass wir nur einen Steinwurf (gut, es muss ein kräftiger Wurf sein) von Kopenhagen entfernt waren. In Nicht-Corona-Zeiten wäre dies dann auch unser Ziel für den Folgetag gewesen, aber so fuhren wir mit den Fahrrädern nach Malmö. Was kann man über Malmö sagen? Ein unspannendes kleines Städtchen mit wenigen, aber auch nicht übermäßig sehenswerten Häusern, Plätzen und Parks. Zentrum ist eine alte Wehranlage, die eher einen heruntergekommenen Eindruck machte. Malmö kann man also mal gesehen haben, muss man aber nicht.

Der gestrige Tag stand dann wieder im Zeichen des Aufbruchs. Trelleborg hatten wir bereits nach 20 Minuten erreicht, nachdem wir vor der Abfahrt einige Zeit darauf verwenden mussten, unser Stromkabel von den Hinterlassenschaften der lokalen Krähenpopulation zu befreien. Die Viecher schienen sich von Schwefelsäure und Sekundenkleber zu ernähren, denn nur das Entfernen der äußersten Gummischicht des Kabels mit dem Taschenmesser half bei der Säuberung.

Trelleborg ist eine Stadt, deren einziger Daseinszweck aus dem Fährhafen zu bestehen scheint. Das ist an sich bedauerlich, umso mehr aber, wenn man Vormittags um 11 Uhr ankommt und bis Abends 22 Uhr irgendwie die Zeit totschlagen muss. Ein kleines Wikingermuseum und ein Stadtbummel brachten ein wenig Abwechslung, bis wir endlich kurz vor 21 Uhr die Fähre besteigen konnten. Nun sind wir bereits kurz vor der deutschen Küste und bereiten uns auf unseren letzten Reisetag vor.
Montag, 29. Juni 2020
Bereits nach einer Nacht auf dem Campingplatz am Vänern wussten wir, dass dies nicht das richtige für uns ist. Nur ein kleiner Strand, der von lärmenden Kindern nur so wimmelte und die nächste Ansiedlung weit entfernt. Kurzentschlossen entschieden wir uns, wieder all unsere Siebensachen zusammenzupacken und weiter zu fahren. Im Nachhinein war diese Entscheidung goldrichtig, denn vielleicht wären wir ansonsten der Empfehlung einer Freundin nicht gefolgt und hätten nicht den wundervollen Campingplatz direkt an einem See ein paar Kilometer westlich des Vänern gefunden. Danke für den super Tipp, Susann!
Uns empfing unberührte Natur, ein Stellplatz direkt am See weit entfernt von den nächsten Nachbarn und die Art von Urlaub die wir lieben. Damit der Geheimtipp auch einer bleibt, lassen wir hier mal die Details zur Ortsangabe weg (gemein, oder? Wenn Ihr die Hinweise im Text uns auf den Bildern aber kombiniert, solltet Ihr drauf kommen!)
Der Freitag war dann der vermutlich letzte richtig warme Sonnentag, den wir in unserem Urlaub genießen konnten. Die Temperaturen kratzten wieder an der 30 Grad Marke, aber die Luftfeuchtigkeit nahm bereits deutlich zu und sorgte dafür, dass wir schon nach wenigen Schritten durchgeschwitzt waren. Dem Tipp folgend, mieteten wir uns ein Kanu. Hier zeigte sich wieder, wie unkompliziert die Schweden sind. Ohne Erklärung bekamen wir ein Aluminiumkanu auf einem Rollwagen, zwei Schwimmwesten und zwei Paddel in die Hände gedrückt. Auch auf unsere eindringliche Erläuterung hin, dass wir noch niemals Kanu gefahren seien, bekamen wir nur grob die Richtung gewiesen, in der der Steg lag. Fairerweise brauchten wir auch nicht mehr an Erklärung, denn eigentlich war alles easy und wir genossen den Tag auf dem Wasser mit dem etwas anderen Blick auf unseren Alaaf.


Nach getaner Arbeit gönnten wir uns noch ein Belohnungsbierchen im nahegelegenen Café Carl und ließen einen wunderschönen Tag angemessen ausklingen.
In der Nacht kühlten ie Temperaturen nur wenig herunter und sorgten für eine unerträglich drückende Hitze im Alaaf. Erst ein einsetzender Regenschauer während der Nacht brachte die gewünschte Abkühlung. Am Sonntag früh verließen wir unseren Platz mit dem Versprechen, bestimmt nochmal zurückzukommen und fuhren weiter zur Westküste. Am frühen Nachmittag kamen wir in Kungshamn (wie spricht man das eigentlich aus?) an und nutzen den frühen Tag, um zur Insel Smögen zu wandern. Leider regnete es sowohl auf der Hin- als auch auf der Rücktour. Doch wie sagen wir immer: Wir mögen Smögen, auch im Rögen!

Donnerstag, 25. Juni 2020

Wie schnell doch die Zeit im Urlaub vergeht, auch wenn nichts besonderes passiert ist. Unser nächstes Ziel war der Sonfjället Nationalpark. Der nächstgelegene Stellplatz war 16 km vom Parkeingang entfernt, also eine Aufgabe für unser Alaafinchen. Dummerweise hörte nach 2 km die Straße auf und eine Schotterstrecke führte den Rest des Weges bis zu einem Bauernhof, der als Parkeingang diente. Vespas sind offensichtlich nicht für Off-road-Touren gebaut worden, dennoch hielt unser kleines Gefährt wacker durch und überstand die vielen Schlaglöchern. Unsere Allerwertesten hatten schon mehr mit der unwegsamen Strecke zu kämpfen. Am Eingang angekommen folgten wir einem nicht allzu langen Pfad durch den Wald, der sogar noch mehr das Prädikat „verwunschen“ verdiente, als der Wald auf dem Weg ins Soldalen. Alles in allem aber würden wir diesen Park nicht auf die Liste der 100 Orte, die man sehen sollte bevor man stirbt, setzen. Den Nachmittag verbrachten wir aufgrund der brütenden Sonne an dem See direkt an unserem Campingplatz, bis wir es irgendwann nicht mehr aushielten und in den Schatten flüchteten. Das Laut schallende „Jo“, das jede Unterhaltung unseres Campingwartes mit dem lauten Organ begleitete, wird uns wohl noch eine Weile verfolgen.
Heute früh brachen wir schließlich auf um endgültig den Norden Schwedens hinter uns zu lassen. Die Tour war etwas länger und wir erreichten in den Abendstunden den Vänern See. Wie erwartet war der See mehr ein Binnenmeer und das Ufer gegenüber nicht mehr zu sehen. Morgen werden wir mal die Gegend erkunden. Jo!
Montag, 22. Juni 2020

„Lovely!“ keuchte meine Frau mir zu, als wir den Bergsattel erreichten. Als „Lovely“ bezeichnete auch vor drei Stunden der schmächtige junge Parkranger im Naturum Laponia im Stora Sjöfallet Nationalpark die Tour, die er uns ans Herz legte und auf der wir uns nun befanden. Es klang alles nach einem netten kleinen Spaziergang ins Sonnental (Soldalen). Nur 3,5 km sollten es sein und wir schmiedeten bereits Pläne, was wir mit dem Rest des Tages anfangen sollten. Der Beginn der Strecke führte auch durch ein ursprüngliches, verwunschenes Waldgebiet mit knorrigen Birken und vereinzelten alten Kiefern. Dazwischen erstreckten sich Teppiche aus grünen Farn und Bodendeckern, die wir in Deutschland hauptsächlich aus Friedhofsbepflanzung kennen. Dann fing der Aufstieg an und wir merkten, dass der Ranger uns eine wesentliche Information verschwiegen hatte: die Höhenmeter, die in den 3,5 km überwunden werden müssen. Nach drei Stunden Aufstieg durch Schnee- und Geröllfelder, über tosende Gebirgsbäche und morastige Wege hatten wir müde und verschwitzt die Baumgrenze und damit das Ende der Strecke erreicht. Aber die Aussicht von oben war großartig und alle Mühe wert. Lovely!

Am Vorabend waren wir in Stora Sjöfallet angekommen und immer noch erreichten die Temperaturen Rekorde. Erst ab Abend kühlte es etwas ab, als die Sonne in Richtung Norden wanderte um sich nur ganz kurz hinter den Bergen zu verstecken.
Heute früh starteten wir zurück in Richtung Süden. Bei Jokkmokk (auf Deutsch: „Juckende Mückenstiche“, errichtet zu Ehren des Lappischen Nationalsymbols: Der hundsgemeinen Mücke) knackten die Temperaturen sogar die die 30°-Marke. Die gestrige Bekanntschaft mit den Nationalsymbolen wirkte noch nach und so langsam wurde uns eines immer klarer: Lappland ist im Sommer die wärmste Region Europas. Ist ja auch logisch, denn hier geht die wärmende Sonne kaum unter. Hauptwirtschaftsfaktor ist die Bananenzucht, die dann in die kühleren Regionen Europas (Frankreich, Italien) exportiert werden. Die Birken- und Kiefernwälder sowie die Rentiere entlag der öffentlich verzeichneten Straßen sind nur da, um um das touristische Image aufrechtzuerhalten. Eigentlich besteht das komplette Land aus ausgedehnten Bananenplantagen. Beweise? Na klar. Wir konnten einen Wegweiser filmen:

Ihr glaubt das nicht? Habt Ihr Euch dann schon mal gefragt, warum die Minions gelb sind und mit blauen Hosen herumlaufen? Den schwedischen Nationalfarben! Ist nun alles klar? BANANA!
Freitag, 19. Juni 2020

Nur ein paar verkrüppelte Birken säumten unseren Weg entlang des wild tosenden Wassers, das in den Eisfeldern der nahen Berge entsprang. Der Himmel war immer noch wolkenlos und die Sonne, die tief im Süden stand, schaffte es tatsächlich, uns in unserer Funktionskleidung schwitzen zu lassen, als wir dem Pfad zum Wasserfall folgten.
Den Abisko Nationalpark hatten wir gestern Abend erreicht. Den nördlichsten Punkt unserer Reise jenseits des Polarkreises mitten in Lappland. Die letzte größere Stadt war Kiruna und wenn wir es nicht genau gewusst hätten, hätten wir vermutet mitten in Kanada auf dem Weg nach Vancouver zu sein. Aus dem Radio tönten abwechselnd amerikanische Songs aus den 70ern im Wechsel mit Country-Musik in Samischer Sprache. Vor Kiruna kamen uns auffallend viele alte Cadillacs und Chevys entgegen und die sich mit Birkenwäldern abwechselnden Nadelgewächse erinnerten uns stark an den Trans Canada Highway. Ein Stück Kanada im nördlichsten Zipfel Europas.

Noch wenige Kilometer vor Abisko zeigte das Thermometer Temperaturen deutlich jenseits der 20 Grad doch allmählich kühlte es sich ab, je höher wir kamen. In Björgliden, wo wir schließlich Halt machten, waren es schließlich nur noch 16 Grad. Das machte uns aber wenig aus, denn die Sonne schien immer noch und wärmte uns noch bis spät am Abend. Mittlerweile war es die ganze Nacht taghell, während die Sonne uns nördlich umrundete.
Nach einer kurzen Nacht fuhren wir am nächsten Tag mit unseren Fahrrädern zum Eingang des Nationalparks, der auch den Beginn des Kungsleden Wanderwegs quer durch Schweden markierte und erkundeten eine der Routen, die uns zu der oben beschriebenen Route entlang eines kleinen Nebenflusses des Abiskojokka führten. Wir folgten dem Pfad, bis die schmelzenden Schneefelder aus ihm einen aufgeweichten, schlammigen Nebenarm formten. Dennoch waren wir zufrieden, als wir am Nachmittag wieder auf unserem Campingplatz ankamen und uns seelisch auf den heutigen Midsommartag vorbereiteten. Mit einer Girlande in den Farben der KG Treuer Husar zeigten wir unsere Verbundenheit mit dieser wunderschönen Gegend und planten bereits mit wachsender Vorfreude unsere kommenden Tage im Stora Sjöfells Nationalpark.

Donnerstag, 18. Juni 2020

Regen sollte es geben. Von wegen. Als wir am Morgen des 16. Juni in Stockholm losfuhren, war der Himmel zwar noch bedeckt nachdem in der Nacht ein wenig Regen gefallen war, aber im Laufe des Tages und je weiter wir Richtung Norden kamen, klarte es mehr und mehr auf und das Thermometer zeigte wieder Temperaturen weit jenseits der 20 Grad an.
Wir hatten uns vorgenommen die beiden Tage darauf zu verwenden, zügig den nördlichen Polarkreis zu überqueren, um dann bei prognostizierten 23 Grad pünktlich im Nationalparkgebiet an der norwegischen Grenze zu sein. Von Regen war jedoch ab Dienstagmittag keine Spur mehr, so dass wir unser Tempo verlangsamten, um die Nachmittagssonne an unseren Stellplätzen noch etwas genießen zu können. Immer der E4 folgend entlang der Ostseeküste kamen wir schließlich gestern Nachmittag in Luleå an. Die Sonne brannte unerbittlich, so dass wir uns schnell entschieden, die kurzen Hosen anzuziehen und die Markise unseres Alaaf herauszukurbeln. Die 24 Grad Marke war locker geknackt und man bedenke: Wir befanden uns nur wenige Kilometer vom Polarkreis entfernt! Viel wärmer wird es jetzt in Südfrankreich auch nicht sein.
Die Sonne ist sowieso unser ständiger Begleiter, denn ab hier geht die Sonne zur Zeit um 0 Uhr unter und um 1 Uhr wieder auf. Zum Glück können wir unseren Alaaf gut abdunkeln.
Auffällig ist, dass wir kaum Touristen begegnen. Viele Europäer haben wir zwar aufgrund der Reisewarnungen nicht erwartet, aber selbst Schweden – obwohl die schwedischen Sommerferien bereits angefangen haben – sind kaum auf den Campingplätzen zu sehen. Der schwedische Sonderweg mag Vor- und Nachteile haben. Ganz sicher wird das Ausbleiben der Touristen die Tourismusindustrie in diesem Land stark treffen.
Übrigens: Ich habe mein erstes Wort mit einem a mit Kringel drauf geschrieben und den Buchstaben auf Anhieb gefunden! Ååååååååå!
Montag, 15. Juni 2020
Für die meisten Deutschen ist der heutige Tag ein ganz besonderer. Die Reisewarnungen für alle Länder der EU sind aufgehoben. Alle? Fast alle. Nur ein dünnbesiedeltes großes Land im Norden Europas ist von der Aufhebung der Reisewarnung ausgenommen und in diesem befinden wir uns jetzt.
Gestern früh zeigte sich wieder einmal, wie angenehm es ist, mit einem Wohnmobil unterwegs zu sein. War es bis zu jenem Zeitpunkt unsere Absicht, zügig aber ohne Hast auf direktem Weg in den Norden Schwedens zu fahren, so konfrontierte uns die Wetter-App mit einer kurzzeitigen Unterbrechung des schönen Wetters und einer Regenfront, die kommenden Dienstag und Mittwoch für schlechtes Wetter sorgen soll. Daraufhin änderten wir unsere Pläne und steuerten doch kurzerhand Stockholm an, wo wir zwei Nächte verbringen wollten. Danach, so der Plan, soll es in zwei langen Schlägen in den äußersten Norden gehen. Fahren bei Regen ist nach unserer Ansicht die bessere Wahl, als bei Regen durch Stadt oder Natur zu spazieren.
Und wieder hatten wir massives Glück mit dem Campingplatz, den wir ansteuerten. Direkt in einem Erholungsgebiet am Stockholmer Stadtrand gelegen, haben wir relativ zentrumsnah einen wunderschönen Platz direkt an der Schärenküste gefunden. Klubbensborg nennt sich dieses idyllische Fleckchen, wo sich am Sonntagnachmittag die Stockholmer zum Sonnenbaden auf der Campingwiese einfinden. Zum ersten Mal in diesem Urlaub luden wir Alaafinchen ab und machten uns auf den Weg ins Stadtzentrum. Stockholm ist eine hübsche Hauptstadt, die uns sehr gefallen hat. Wenn man drei Monate Corona-Ausnahmezustand gewohnt ist, ist man zunächst irritiert, wenn man in den Geschäften und Restaurants keine Maske tragen muss und alles normal wirkt. Aber der Schein trügt. Die meisten Museen sind wegen Corona geschlossen (und das ABBA-Museum nur am Wochenende geöffnet). Schade. Dennoch gefiel uns die Stadt inmitten einer wunderbaren Seenlandschaft. Aber was erzählen wir. Macht Euch selbst einen Eindruck:
Was wir übrigens unangenehmerweise lernen mussten war, dass Parkknöllchen in Stockholm teuer sind. Mal schauen, wann zu Hause etwas ankommt.
Samstag, 13. Juni 2020
Pünktlich um viertel nach sieben legte die Fähre gestern an und wir waren endlich da. Trelleborg. Wer muss da nicht an den Loriot‘schen Scherbolzen oder eine schwedische Kompaktmöbelserie denken. Schon wenige Minuten nachdem wir dem Bauch der Fähre entkommen waren standen wir vor dem gebuchten Campingplatz. Ok, das Empfangsgebäude und Restaurant hatte in der fahlen, wolkenverhangenen Abenddämmerung eher den Charakter eines heruntergekommenen und verlassenen Bates Motels, das zuvor mit der Munsters Villa gekreuzt worden war. Alles war dunkel und abgesperrt und selbst unter den angeschlagenen Telefonnummern meldete sich keiner. Wir waren nicht allzu enttäuscht, als wir nach ein paar Minuten Warten und anschließender kurzer Weiterfahrt einen einladenden Campingplatz fanden, der uns mit offenen Armen begrüßte.
Am nächsten Tag lichtete sich das Wetter bei der Weiterfahrt zunehmendes. Wenn wir uns umschauten sahen wir links das Bergische Land, rechts die dalmatische Küste und im Radio redete der schwedische Koch aus der Muppet Show, der für irgendein Smörebröd Werbung machte. Als wir in Kalmar unser erstes Zwischenziel erreichten, war es inzwischen so warm, dass wir keine Jacken mehr brauchten.


Die Stadt war recht nett. Unsere Stimmung war am Höhepunkt angelangt, als wir am Nachmittag einen wunderschönen Campingplatz direkt an einer zerklüfteten Ostseeküste fanden. So lässt sich das Leben aushalten.


Freitag, 12. Juni 2020

Das Wetter weist noch einigen Optimierungsbedarf auf! Nicht, dass es kalt wäre, aber gestern auf der Fahrt von Köln nach Travemünde hat es fast pausenlos geregnet und auch jetzt auf der Fähre nach Trelleborg hängen dichte Wolken über dem Timmendorfer Strand. Dennoch hat bislang alles problemlos geklappt. Der Campingplatz war recht nett und nur wenige Minuten vom Skandinavienkai, unserem Fähranleger, entfernt. Der automatische Check in zur Fähre ging fix und das Boarding stellte auch kein Problem dar. Die Fähre, die Nils Dacke, pendelt unter zypriotischer Fahne mit polnischer Besatzung zwischen Deutschland und Schweden. Hoffen wir mal, dass die See während der Überfahrt so ruhig bleibt, wie sie im Moment ist.
Ein kleines Highlight gab es aber schon. Im Hafen von Travemünde liegt die Passat, das Schwesterschiff der legendären Pamir und einer der letzten Großsegler aus der romantischen Zeit der großen Windjammern. Wenn man das Schiff sieht, versieht man sich mit ein wenig Sehnsucht in die Zeit zurückversetzt, in welcher der stolze Viermaster Kap Hoorn umrundete und anschließend die Südsee durchkreuzte.

Samstag, 30. Mai 2020
Jetzt steht es fest: Schweden wird unser Ziel für den Sommerurlaub 2020 sein. Die Fähre von Travemünde nach Trelleborg sowie die ersten Stellplätze sind bereits gebucht. Da sich die Beschreibungen in den Medien hinsichtlich des Transits durch Dänemark widersprechen, haben wir mit der Fährbuchung auf Nummer Sicher gesetzt. Wenn alles gut läuft, werden wir also Midsommar 2020 nördlich des Polarkreises verbringen.