Camperglossar

Für den Campingneuling und ungeübte Camper muten gewisse Sitten und Gebräuche merkwürdig an. Manche tun dies für uns noch heute. Über die wichtigsten möchten wir Euch in unserem Camperglossar aufklären.

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A

Anlegebier

Es ist vielleicht keine Sitte, die unter Campern weit verbreitet ist, aber wir haben ein Ritual von unseren Segelreisen übernommen, das aus unserer Sicht sehr gut auf die Camperwelt übertragbar ist. Läuft man nach einem langen, anstrengenden Törn in einen Hafen ein, wirft den Anker in einer Bucht aus oder verholt sich an einer Mooring-Boje um dort zu übernachten, so ist dies immer mit einem mehr oder weniger schweißtreibendem Prozess verbunden. Am Ende hat man hoffentlich keinen Schaden an Boot oder Crew verursacht und ist auch nicht das Gesprächsthema der kommenden Wochen für die umliegenden Jachten geworden. Wenn alle Leinen festgemacht, Landstrom angelegt und Motoren ausgeschaltet sind, dann entspannt man sich mit einem kühlen Anlegebier und genießt die Ruhe nach dem Sturm. Die Ankunft auf einem Campingplatz ist zwar in der Regel nicht mit soviel Aufregung verbunden, aber lässt durchaus die Weiterführung der Anlegebiertradition zu.

Auffahrkeile

In jedem klugen Camperforum kann man nachlesen, dass Auffahrkeile zu den wichtigsten Bestandteilen eines Wohnmobils gehören. Selbstverständlich kauften wir uns auch ein Paar nebst Wasserwage und Tasche, um die sperrigen Klötze in der Wohnmobilgarage zu verstauen. Man benötigt sie, um einen unebenen Untergrund auszugleichen und nicht irgendwie schief zu stehen. Wer ein echter Profi ist, nutzt Auffahrtkeile! Auch auf Campingplätzen! Mit total ebenen Stellplätzen!

Nach einigen Übungen mit diesen Accessoires sind wir zu dem Schluss gekommen, dass diese weitestgehend überflüssig sind. Möglicherweise sind sie nützlich, wenn man überempfindlich ist und direkt einen Blutstau im Hirn bekommt, wenn man eine Nacht mit der linken Kopfhälfte 5mm tiefer liegt, als mit der rechten Ferse. Sinnvoll könnten sie auch sein, wenn der Koch / die Köchin beim Steak anbraten jedesmal einen Nervenzusammenbruch bekommt, wenn sich das Öl in der linken Pfannenhälfte sammelt. „Herbert, tu was! Ich kann so nicht arbeiten!“.

Wenn der Boden aber mal so richtig uneben ist, z.B. beim Wildcampen in einer der Kehren der Stilfser Joch Straße, dann helfen die blöden Dinger rein gar nichts. Nachdem man achtmal aus Versehen wieder drübergefahren ist, steht man unverändert schräg und die Blase in der Wasserwaage lässt sich nirgendwo blicken.

Unser Fazit: Nettes Gimmick, aber nicht unbedingt notwendig.

Außenteppich

Was haben wir gelästert, als wir das erste Mal Camper auf ihren Campingstühlen vor ihrem Wohnmobil auf einem Plastikteppich sitzen gesehen haben. Und in jeder Ecke stand auch noch ein Blumentopf. „So spießig werden wir niemals werden“ haben wir uns zugeraunt. Jetzt haben wir solch einen Außenteppich und suchen noch nach der passenden Eckdekoration. Warum?

Schon nach den ersten Tagen im Wohnmobil fiel uns auf, dass die Bodenbeschaffenheit draußen sich nach maximal einer Stunde homogen auch innen fortgesetzt hatte, seien es Sand, Erde, Matsch, Zweige, Steine, Olivenkerne oder anderes. Die kleine Fußmatte an der Eingangstüre half da auch nur wenig und kapitulierte bereits nach einer halben Stunde. Also musste doch so ein dämliches Plastikteil her, auf dem man auch mal die matschigen Wanderschuhe vor der Tür abstellen konnte.

Das klappte soweit auch ganz gut, bis wir uns in Richtung Küste bewegten. Am Meer ist es ja bekanntlich von Zeit zu Zeit etwas windig. Nachdem uns bereits ein kleiner Luftzug nicht nur den Plastikteppich, sondern auch die auf ihm drapierten Stühle nebst eingedecktem Tisch umgeweht hatte, war für uns die Entscheidung klar, wir brauchen etwas zum Beschweren. In dieser Phase befinden wir uns zur Zeit. Im besten Fall werden es wassergefüllte Tontöpfe, Blumentöpfe oder aber im schlimmsten Fall Keramikgartenzwerge. Letzteres vermag ich derzeit aber noch auszuschließen.

C

Crewtetris

Man stelle sich zwei Menschen vor, die einen Haushalt auf 8 qm bewohnen. Während der eine ins Schlafzimmer möchte, möchte der andere eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holen und danach den Reader vom Strom nehmen. Dabei wird man sich zwangsläufig regelmäßig im Weg stehen und wenn man nicht gerade Magermodel oder Schlangenmensch ist, muss man sich gegenseitig ausweichen. Hervorragend geeignet sind dafür Türeingangsbereich oder die Nasszelle. Person A weicht aus, in dem sie kurz in der Nasszelle verschwindet und damit Person B durchlässt. Wir bezeichnen dies als Crewtetris.

E

Entropie

Thermodynamiker unter den geneigten Lesern mögen uns unsere laienhafte Beschreibung verzeihen, aber zumindest geben diese Zeilen unsere Interpretation von Entropie wieder. 

Entropie ist das Bestreben der Natur, eInen Zustand größter Unordnung anzustreben. Der Kampf gegen die Entropie kostet Kraft und ist in einem geschlossenen System sinnlos. Wenn wir uns im Wohnmobil umschauen, bildet dieses ein geschlossenes System mit ausgeprägter Entropiemaximierung. Das trifft auf Schränke, Campergarage, Kleidungsstücke auf der Rückbank, aber auch Sand, Erde und Schmutz auf dem Fußboden (siehe H wie Handstaubsauger) zu. Solange wir noch Energie haben, versuchen wir die Entropie im geschlossenen Campersystem zu minimieren (und dafür außerhalb des Campers zu erhöhen). Wir wissen aber aufgrund der Thermodynamik, dass dies langfristig ein aussichtsloses Unterfangen ist.

F

Faltutensilien

Wenn man Campingutensilien kauft, achtet man idealerweise darauf, dass alles leicht falt- und damit verstaubar ist. Tisch, Stühle, Aufbewahrungsboxen, Fahrräder, Spülschüsseln, Nudelsieb, ja sogar die Duschkabine in der Nasszelle – alles faltbar (auch wenn sie manchmal selten ge- oder entfaltet werden). Hier ein paar sinnvolle Anregungen an die Industrie, welche sperrigen Dinge wir gerne in einer faltbaren Variante hätten: Faltbare Heckträger für Alaafinchen (alternativ faltbare Alaafinchen), Faltdächer für Wohnmobile (man stelle sich mal ein Wohnmobilcabrio oder zumindest -landaulet vor) oder faltbare Wasserkästen. Der Clou wäre ein faltbarer Whirlpool (fürs Dach oder so)!

G

Grundnahrungsmittel

Ein fundierter Vorrat von Grundnahrungsmitteln ist überlebenswichtig! Natürlich hängt es vom individuellen Geschmack ab, was man gerne isst oder trinkt. Es muss aber lange haltbar sein, denn man kann möglicherweise nicht an jeder Ecke einkaufen. Wir haben für uns die ultimative Liste gefunden und propagieren diese nun als universelle Wahrheit:

Knoblauch: Man mag essen was man will. Nur mit Knoblauch hat es einen guten Geschmack, man bleibt gesund und hält Nachbarn, Vampire und Mücken auf Distanz

Olivenöl: Wie auch immer man den Knoblauch essen mag, Hauptsache er schwamm vorher lange genug in siedendem Olivenöl. Es ist gesund, notwendig für eine gute Verdauung, schmeckt gut und ist ein veganer (sic!) Geschmacksträger. Ohne Olivenöl kann man nicht überleben!

Reis und Nudeln: Ob Reis oder Nudeln: Hauptsache Kohlehydrate! Geht immer, ist leicht zuzubereiten und zusammen mit Olivenöl und Knoblauch schon eine beinahe vollwertige Mahlzeit

Corned Beef und Thunfisch in Dosen: Die fleischige, aber gesunde Ergänzung zu obiger Auflistung. Mehr braucht man nicht um zu überleben. Ab jetzt folgen die Genussmittel.

Zwiebeln: Immer eine gute Ergänzung. Schaden nicht und geben jeder herzhaften Speise angebraten eine süße Note. Sorgt auch für eine gute Verdauung!

Tomatenmark: Unerlässlich für alles, was irgendwie nach Tomate schmecken soll (z.B. Pizzasauce, Nudelsauce, Holländische Tomaten, etc.). Hält sich auch lange Zeit.

Mehl und Trockenhefe: Mit obigen Zutaten zusammen sind bereits Focacchia, Pizzabrötchen und selbstgebackenes Brot gesichert. Jetzt noch etwas Käse und Kräuter und alle sind glücklich.

Tomaten: Brot + Knoblauch + Olivenöl + Tomaten = Angeröstetes Brot mit Knoblauch und Tomate eingerieben. Ein Traum, in Katalonien auch als Pa amb oli bekannt und völlig ausreichend als Abendessen, Snack für Zwischendurch oder Knabberzeugersatz.

H

Handstaubsauger

Wenn ein Zubehör es von der Campergarage in den Wohnraum geschafft hat, dann ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass dieser Gegenstand ungemein wichtig und nützlich ist. Im Gegenzug wandern Dinge auch zurück vom Wohnraum in die Garage, wenn sie doch nicht so häufig benötigt werden wie ursprünglich angenommen (zuletzt erwischte es einige überschüssige Tupperdosen). Zur ersten Kategorie gehört seit diesem Urlaub der Handstaubsauger (eigentlich Akkustaubsauger, aber wir hatten im Glossar bereits so viele Dinge mit A).

Handstaubsauger dienen der Bekämpfung von Entropie (siehe unter E) und damit zur Befreiung von Sand, Steinchen, Blättern und sonstigem Zeugs, das sich spätestens eine Stunde nach erfolgreicher Entropiebekämpfung wieder homogen auf dem Fußboden verteilt im gesamten Innenraum wiederfindet. Insbesondere der Genuss von Knäckebrot, unserem nordischen Chipsersatz, erfordert regelmäßig die Benutzung des Handstaubsaugers. Um dem Schmutz zu demonstrieren, dass wir es ernst meinen, haben ein Gerät der Marke Vorwerk gekauft. Wir haben aber den Eindruck, dass die abschreckende Wirkung auf den Dreck begrenzt ist.

K

Kassettentoiletten

Als Camper darf man sich nicht nur um die Input-Seiten des Lebens (Essen, Trinken, etc.) Gedanken machen, sondern auch um die Output-Seiten. Eine davon landet in der Regel in der mobilen Toilettenkassette. Man versucht ja zumeist größere Geschäfte zwecks Ausleerungserleichterung zu vermeiden, manchmal, insbesondere in Corona-Zeiten, geht dies leider nicht. Der Gang mit der vollen Toilettenkassette mutiert dann zur Prozession zum Schafott. Widerwillig denkt man an den Augenblick, in dem man den Schraubverschluss des Ausgusses löst, die Belüftungstaste drückt und die Kassette kippt. Eine weitere Schilderung dessen, was dann im Corona-Szenario geschehen kann, überlasse ich der Fantasie des Lesers. Ein unappetitliches, aber notwendiges Kapitel. Wir wundern uns immer wieder, wie hoch die Entleerungsfrequenz ist. Hier könnte eine kluge Erfindung wirklich nützlich sein.

P

Panzertape

Wenn es etwas gibt, das man unbedingt mitnehmen sollte, dann ist es Panzertape! Warum? Weil mal dies oder das einreisst, Vepsaabdeckungen sich lösen oder Fensterdichtungen auf der Autobahn ihre neugewonnene Freiheit im Fahrtwind genießen. Panzertape sind dagegen das Allheilmittel. Ohne ein- oder zwei Rollen sollte man niemals auf große Tour gehen!

Plastikgeschirr

Natürlich hatten wir anfänglich den Anspruch, nur gutes Keramikgeschirr mitzuführen. Aber bereits das erste Geschirrorchester aus dem Wohnbereich bei der allerersten Fahrt denkt man ernsthaft drüber nach, ob Plastik wirklich so verwerflich ist. Wir leben mit einem Mix und optimieren derzeit noch. Kaffeetassen sind aus Plastik, was wir nicht als unangenehm empfinden. Mit den Plastik-Weingläsern fremdeln wir noch ein wenig und ich denke, die werden auch irgendwann echten Glasgläsern weichen müssen (sobald wir ein funktionierendes Fixierungssystem gefunden haben). Fazit: Kann, gezielt eingesetzt, für deutliche Nervenruhe während der Fahrt sorgen.

S

Schlunzklamotten

Was haben wir über Typen gelästert, die in Badelatschen und Jogginganzug über den Campingplatz oder gar durch die nahegelegene Stadt liefen. Trotzdem ist es echt praktisch, auch im Wohnmobil einen Satz bequemer Kleidung vorzuhalten. Aber bitte alle Jalousien vorziehen, bevor man die benutzt!